In beispielhafter Abstimmung der beruflichen und schulischen Erfordernisse und im Interesse bestmöglicher Nutzung der fachlichen Einrichtungen haben sich die Partner im dualen Ausbildungssystem für ein gemeinsames Projekt entschieden und auf diese Weise die Zusammenarbeit von Betrieb und Berufsschule in der Berufsausbildung dokumentiert.“ So beschrieb der damalige Staatsminister für Unterricht und Kultus, Prof.Dr.Hans Maier, am 28 April 1976 in einem Grußwort die Bemühungen des Landkreises Freyung-Grafenau und der Stadt Waldkirchen um das Ausbildungszentrum der bayerischen Dachdecker in Waldkirchen.
Nach nunmehr 45 Jahren war nicht nur die bauliche Substanz der Gebäude in einem desolaten Zustand, auch die Unterrichts- und Werkräume waren für einen zeitgemäßen Unterricht nicht mehr geeignet.
An der Gebäudesubstanz machten vor allem das undichte Dach (!), die häufig überforderten Abwasserleitungen, die Sanitäranlagen und natürlich die nicht mehr aktuellen Standards der Bauphysik (Wärme-, Schall- und Brandschutz) eine Ertüchtigung erforderlich. Aber auch die Unterrichts- und Schulungsräumewaren nicht mehr geeignet, moderne Unterrichtsmethoden umzusetzen.
So wurden vor über 10 Jahren schon erste Überlegungen angestellt, wie das Berufliche Schulzentrum in Waldkirchen baulich und konzeptionell in die Zukunft gehen könnte: Nach langen Diskussionen, vielen Raumplanungen und der Auslotung der Finanzierbarkeit wurden die Pläne konkret und im Jahr 2017 begannen die Vorarbeiten für den ersten von fünf Bauabschnitten:Die Werkhalle der Dachdecker mit angegliederten Schulungs- und Büroräumen.
Dieser Bauabschnitt darf wohl als der schwierigste angesehen werden: In den Räumlichkeiten sind neben der Berufsschule auch das Kompetenzzentrum Dachtechnik beheimatet. Die Ausstattungen für den Berufsschulunterricht und die überbetriebliche Unterweisung bzw. den Meisterkurs mussten aufeinander abgestimmt werden.
Das gesamte Untergeschoss mit den Klassenzimmern und Büroräumen wurde entkernt und in einen zeitgemäßen Zustand versetzt – freundliche und helle Zimmerladen jetzt zum Arbeiten ein.Die integrierten Fachräume bieten neben den handwerklich nach wie vor notwendigen Tafeln mit Kreide, Lineal und Zirkel neueste Technik in Form von PC, Digitalkamera und Smartboard. Zusammen mit einem leistungsfähigen Internetanschluss und WLAN für Schüler und Lehrer sind jetzt ganz neue Unterrichtsformen möglich. So gesehen spiegeln diese Fachräume die Alltagspraxis von Dachdeckern und Zimmerern wider: Traditionelles Handwerk vereint sich mit moderner Computertechnologie!
Ein Teil der ehemaligen Werkstätten mit den dazugehörenden Sanitärräumen wurde abgerissen und durch einen zweckmäßigen und vor allem zeitgemäßen Neubau ersetzt. Neben topaktuellen Werkräumen für die Holz- Metall- und Kunststoffbearbeitung hielten moderne Sanitäranlagen und Umkleideräume Einzug in den Neubau. Die große Werkhalle wurde ebenfalls auf den neuesten Stand der Technik gebracht, auch neue Modelle für die verschiedenen Arbeiten auf dem Dach und an der Fassade wurden erstellt. Jetzt kann sogar der Gerüstbau in der Halle geübt werden. Eine besondere Herausforderung bei Planung und Ausführung der Gebäudetechnik war die Lüftungsanlage in allen Werkhallen – die Lüftungsgeräte auf dem Dach lassen erahnen, wie aufwendig allein diese Technik ausgefallen ist. Knapp 1,5 Millionen Euro mussten hierzu investiert werden. Erforderlich waren diese Maßnahmen, da hier in einer Halle Arbeiten ausgeführt werden, welche normalerweise ausschließlich im Freien erfolgen. Der gesundheitsschädliche Feinstaub bei der Bearbeitung von Holz, Ziegel, Schiefer und dergleichen muss zuverlässig abgesaugt werden. Dies ist natürlich auch notwendig in den Werkräumen für die Metall- oder Kunststoffbe- und -verarbeitung.
Neben den Bauarbeiten an den Gebäuden selbst stellten auch die Außenanlagen bei den begrenzten Platzverhältnissen eine besondere Herausforderung dar: Nebengebäude für Material und Gerätschaften des Landkreises, Recyclinghof, Parkplätze für Schüler, Lehrer und Besucher und natürliche auch Aufenthaltsmöglichkeiten für die Auszubildenden wurden geschaffen.
Bei einer Besichtigung der neuen Werkstätten im Juli betonte Landrat Sebastian Gruber: „Das Ergebnis zeigt, dass es die Mühen wert gewesen sind! (…) Der Standort Waldkirchen soll nicht nur für die Region, sondern auch als Zentrum der bayerischen Dachdeckerausbildung erhalten und wo es möglich ist, noch gestärkt werden.“ In diesem Zusammenhang dankte Gruber auch Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer für das Engagement des Landesinnungsverbands der bayerischen Dachdecker am Standort Waldkirchen. Gemeinsam würdigte man auch den großen finanziellen Einsatz des Landkreises.
Zahlen und Fakten für den ersten Bauabschnitt:
• Baukosten 17,7 Mio. Euro
• Förderung seitens des Freistaates 3,75 Mio. Euro
• Bruttorauminhalt 28504 Kubikmeter
• Bruttogrundfläche 3594 Quadratmeter
• Hauptnutzfläche 4572 Quadratmeter